EINE FRAU, ZWEI WELTEN

Der technologische Wandel fordert viel von Unternehmen und Mitarbeitern. Damit die Transformation zur Industrie 4.0 gelingt, müssen Berater heute den Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft schaffen. Katja Neuthe fühlt sich sowohl in der alten, als auch der neuen, digitalen Welt wohl – und ist damit Vorreiterin für eine neue Art von Consulting.

Text: Jens Rospek

Naturwissenschaftler sind Eigenbrötler: Klischees wie dieses gibt es haufenweise. Katja Neuthe, Doktorin der Chemie, braucht nur wenige Minuten, um solche Stereotypen ins Reich der Fabeln zu verweisen. Dafür sorgt bereits auf den ersten Blick der lässige Look, bevor im darauffolgenden Gespräch letzte Zweifel verfliegen. „Es ist mir wichtig, nicht irgendwelchen Klischees zu entsprechen“, erklärt sie und lächelt. Seit Sommer 2018 gehört die Wahlberlinerin zum Consulting-Team von T.A. Cook und begleitet ihre Kunden bei der digitalen Transformation im Bereich Change-Management und in Fragen der Unternehmenskommunikation.

Die Bedeutung der Kommunikation wächst ständig, denn die Digitalisierung stößt trotz vieler Chancen und neuer (Kommunikations-) Möglichkeiten auf unterschiedlichen Kanälen nicht immer und überall auf Zustimmung. „Fast jeder hat ein Smartphone, aber am Arbeitsplatz stehen viele Mitarbeiter der modernen Technik erst einmal skeptisch gegenüber und machen sich Sorgen, ersetzt zu werden.“ Genau solche Menschen abzuholen und sie von den Vorteilen der Digitalisierung zu überzeugen, ist für die Allrounderin Herausforderung und Ansporn zugleich. Neben der Mitarbeiterkommunikation kümmert sie sich auch um die Projektkoordination. Projektteam, Geschäftsführung, interne und externe Stakeholder: Viele Ansprechpartner und Interessen sind dabei zu berücksichtigen.

Auch dieser Herausforderung stellt sich die 37-Jährige mit ihrer offenen und positiven Ausstrahlung gerne: „Ich höre gut und gerne zu, nehme die Leute ernst. Und danach setze ich meine analytischen
Fähigkeiten ein und erstelle Lösungskonzepte, die möglichst alle abholen“, bringt sie ihre Arbeitsweise auf den Punkt. Dabei hilft der promovierten Chemikerin auch ihr Lebenslauf. Einerseits kennt Katja Neuthe durch Studium und Promotion die „alte“, also eher papierbasierte, analoge Berufswelt. Andererseits fühlt sie sich in der digitalen Welt wohl und interessiert sich für neue Technologien. Dank dieses Backgrounds, kombiniert mit viel Selbstbewusstsein und Fingerspitzengefühl, gelingt es ihr, auch
skeptische Mitarbeiter und Kollegen mit unterschiedlichen Standpunkten zu überzeugen.

Kommunikationstalent auf den zweiten Blick

Gegensätzliche oder schwer miteinander vereinbare Standpunkte zusammenbringen, auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingehen, komplexe Entwicklungen für jedermann verständlich herunterbrechen, klare Botschaften formulieren und dabei den richtigen Ton treffen: Unternehmenskommunikation hat viele Facetten. Katja Neuthe besitzt viele dieser Eigenschaften. Beruflich kam die gebürtige Mecklenburgerin aber eher über Umwege zum Consulting. Erst während ihrer Promotion realisierte sie, dass sie ihre kommunikativen Fähigkeiten auch hauptberuflich nutzen könnte: „Ich habe tagsüber im Labor gestanden und abends für eine Firma, die Fotos auf Marathonveranstaltungen macht, im Service gearbeitet. Kurze Zeit später habe ich den Servicebereich geleitet, das Eventmanagement betreut und gemerkt: ‚Ich kann einfach gut mit Menschen umgehen‘“, erzählt sie.

Nach ihrer Doktorarbeit (Titel: „Synthese und Charakterisierung von Übergangsmetall-basierten Farbstoffen für die Anwendung in Farbstoffsolarzellen“) startete Neuthe die Suche nach einem Job, der möglichst beide beruflichen Interessen vereinen sollte. Seitdem sie bei T.A. Cook arbeitet, ist das Ziel erreicht: „Ich arbeite zwar nicht als Chemikerin. Aber ich bin viel in der Branche unterwegs, kann mein Wissen einbringen und mache trotzdem das, was ich gut kann: reden, koordinieren, Konzepte entwickeln.“

Prototyp des modernen Consultings?

Seit Frühjahr 2018 arbeitet sie als Beraterin. Ihr eher ungewöhnlicher Lebensweg hilft ihr sogar bei den beruflichen Aufgaben. Denn die Herausforderungen an das Consulting steigen in Zeiten der digitalen Transformation rasant. „Klassische Beratung ist out“, titelte vor fast zwei Jahren das Wirtschaftsmagazin „Capital“. Katja Neuthe spricht in diesem Zusammenhang von alten und neuen  Kunden und guckst von außen auf ein Projekt, bevor du Maßnahmen empfiehlst. Neue Berater heißt: Du verstehst das Bedürfnis des Kunden und begleitest ihn aktiv bei der Umsetzung. Es geht nicht mehr nur um Empfehlungen, sondern der Servicegedanke ist viel stärker geworden. Die Kunden wollen nicht ‚nur‘beraten, sondern verstanden werden.“ Sie glaubt fest daran, dass der Trend weiter anhält. „Die Kunden brauchen diese Art der Beratung immer mehr, denn die Digitalisierung ist ja noch lange nicht abgeschlossen.

„Ich kann mich sowohl in einen Ingenieur, der vielleicht schon 20 Jahre nach gewissen Prozessen arbeitet, hineinversetzen, als auch in einen neuen Abteilungsleiter, der digital denkt und genau diese Prozesse modernisieren möchte. Dadurch fällt es mir leichter, beide Positionen und ihre unterschiedlichen Sichtweisen zu verstehen und auf einen Nenner zu bringen.“

Es braucht also mehr Menschen wie mich“, sagt sie und lacht. Wichtig sei ihr allerdings, dies gemeinsam mit anderen tun zu können. Nicht nur in ihrer Freizeit, in der Katja Neuthe gerne Beachvolleyball spielt, zeigt sich, dass sie keine Einzelkämpferin, sondern Teamplayer ist. „Mein Lebensmotto ist: ‚Together we can change the world‘. Ich versuche meinen Beitrag zu leisten, um die Welt ein Stückchen besser zu machen, aber nicht alleine. So wie in meinen Projekten – Stück für Stück gemeinsam ans Ziel.“

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